„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

(Friedrich Schiller)

Eduard von Grützner, Bauerntheater, 1882
„Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland“

Ursprünge des Theaterspiels und das Antike Theater
Zitate über das Schauspiel von berühmten Persönlichkeiten gibt es zuhauf. Kein Wunder, so reichen doch die Ursprünge des Theaters tausende Jahre zurück quer durch die Epochen der Geschichte. So hat das Schauspiel seit jeher viele Menschen erreicht. Formen davon soll es sogar schon in Steinzeitkulturen gegeben haben. So lassen Höhlenmalereien erahnen, dass Tänze und Jagdszenen in theatralischer Form dargestellt wurden. Belegt hingegen sind jedoch theatrale Elemente bei religiösen Festen im alten Ägypten um die Jahre 2000 – 1500 v. Chr.

Der Grundstein für das Theaterspiel in seiner heutigen Form wurde jedoch im antiken Griechenland gelegt.  So ist es vor allem Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) zu verdanken, der die Theaterwissenschaft begründete und Handlung, Ort und Zeit eines Stückes festlegte. Auch die Begriffe „Theatron“ (Schaustätte) und „theasthai“ (anschauen) sind auf die alten Griechen zurückzuführen. Zu Zeiten des römischen Reichs wurde diese Theaterkultur fortgeführt und weiterentwickelt. Heute noch können wir die prächtig erhaltenen Bauten der Amphitheater aus der Antike bewundern.
Die Definition von „Theater“ lässt sich vielleicht nicht überall gleichermaßen anwenden, doch rund um den Globus sind verschiedene Arten von Darbietungen belegbar. Sei es das indische Sanskrit-Theater, welches sich ebenfalls bis 1500 v. Chr. zurückverfolgen lässt oder die chinesische Oper ab 618. Rituelle und Religiöse Darbietungen verschiedenster Kulturen fanden unter anderem auch auf dem amerikanischen und afrikanischen Kontinent statt. Überall auf der Welt finden sich Spuren und Hinweise.

Theaterspiel ab dem Mittelalter
Das frühe Mittelalter ließ in Europa viele bisherige Errungenschaften wieder verschwinden. Das antike Theater wurde von der christlichen Lehre abgelehnt. Im Hochmittelalter gab es mit geistlichen Spielen, die sich ab dem 13 Jh. zu Passionsspielen weiterentwickelten, eine Art Neuanfang. Doch erst wieder ab dem 15 Jh. entwickelte sich das Schauspiel langsam am Hofe und in den Städten weiter und es entstanden neue Spielarten. Die Renaissance und der Barock läuteten dann den Beginn einer neuen Ära des Theaterspiels in Europa ein. Die antiken Lehren wurden wieder aufgegriffen und mit der wissenschaftlichen und kulturellen Aufbruchstimmung verknüpft. Glanzvolle Opern- und Theaterhäuser entstanden und profitieren teils noch heute von der ausgeklügelten Bühnentechnik die ursprünglich dort Einzug gehalten hat. Aus den Federn von William Shakespeare, Molière, Johann Wolfgang v. Goethe und vielen weiteren Autoren entstanden bis in die Klassik hinein unsterbliche Werke, die wir heute noch auf den Bühnen der Welt bestaunen können.
Seitdem lässt sich das Theater in vier Sparten aufteilen:

  • Sprechtheater (z. B. Tragödie, Komödie)
  • Musiktheater (z. B. Oper, Musical)
  • Figurentheater (z. B. Marionettenspiel)
  • Tanztheater (z. B. Ballett)

Theater ab dem 19. Jahrhundert
Im 19. Jh. brachte dann die Romantik nochmals weitere Genres wie Operette, Kabarett oder das Varieté-Theater hervor.
Bis heute profitieren wir von den Entwicklungen und Einflüssen der vergangenen Jahrhunderte. Historische Werke werden in die Neuzeit transferiert, bekannte Stücke neu interpretiert und in Szene gesetzt. Musicals und Shows erleben seit Jahrzehnten einen steigenden Ansturm. Modernste Technik ermöglicht Projizierungen und Illusionen und setzt bereits jetzt schon Maßstäbe für neue Möglichkeiten und Theaterformen in der Zukunft.

Das bayerische Volks- und Bauerntheater
Bleiben wir noch im 19. Jahrhundert. In diese Epoche und speziell um die Jahrhundertwende fallen nämlich die Geschichten und Erzählungen beispielsweise Ludwig Thoma`s, die das bayerische Volksschauspiel und Bauerntheater bis heute prägen. Auch die 1871 erschienene „Gschicht vom Brandner Kaspar“ von Franz von Kobell soll nicht unerwähnt bleiben, bescherte Sie seit Umschreibung zur Bühnenfassung dem bayerischen Mundartspiel doch eine große Bekanntheit.
Besonders unsere Region in den bayerischen Voralpen ist reich an historischen Theatern, die allesamt noch existieren und eine Erwähnung verdienen:

  • seit 1618 Ritterspiele Kiefersfelden (Ältestes Volkstheater in Deutschland)
  • seit 1634 Passionsspiele Oberammergau (Bekannteste Passion weltweit)
  • seit 1675 Volkstheater Flintsbach (Zweitältestes Volkstheater in Deutschland)
  • seit 1892 Schlierseer Bauerntheater (Ältestes Bauerntheater Bayerns)

Letzteres gilt als das erste existierende Bauerntheater, verschrieb man sich in Schliersee doch rein den Aufführungen von bäuerlichen Volksstücken in bayerischer Mundart. Die Rollen wurden auch erstmals mit einfachen Dorfbewohnern besetzt, welche den Aufführungen mehr Authentizität verleihen sollten. So standen Bauern und Handwerker und nicht wie damals üblich akademisch gebildeten Schauspieler auf der Bühne, welche es sogar zu Gastauftritten bis an die Metropolitan Opera in New York geschafft haben.
Es war eine Zeit, in der sich auch die Trachtenvereine gründeten und das Bild vom geselligen, und gemütlichen Bayern zusätzlich verbreiteten. Viele Städter verbrachten Ihre Sommerfrische auf dem Land und auf den Bauernhöfen und die bayerischen Alpen erlebten einen regelrechten Ansturm von Ausflüglern. Diese wollten selbstverständlich auch unterhalten werden und das Bauerntheater wurde immer beliebter. Wurde doch das Publikum mit dem Bild der bäuerlichen Idylle, der Dramatik um die Wilderei oder anderen „typisch“ bayerischen Themen in seinen Bann gezogen oder zum Lachen gebracht. Neben dem bayerischen Gebirge mit seinen Edelweiß-Wiesen war auch häufig das Dachauer Land Schauplatz in den Regiebüchern.

Selbst jüngere Veröffentlichungen in diesem Genre greifen auf Elemente „der guten alten Zeit“ zurück, wie etwa das „Königlich bayerische Amtsgericht“ von Georg Lohmeier. Dass diese Zeiten damals entbehrlich waren und oftmals wenig mit den vermittelten Darstellungen zu tun haben, weiß man inzwischen. Das bayerische Volksschauspiel erfreut sich dennoch bis heute großer Beliebtheit und so entstehen immer noch neue Stücke, denen der bayerische Dialekt sein unverkennbares Merkmal gibt. Dieser Tradition folgen heute viele Laienbühnen und Amateurtheater in Bayern und erhalten damit auch ein Stück Kulturgeschichte lebendig.
Auch wir dürfen uns seit 1972 in die Reihe dieser Bühnen einordnen.